23.10.2020

Podestplätze in Serie am Giro d'Italia

In den beiden Bergetappen durch die Dolomiten zeigten die Fahrer vom Team Bahrain-McLaren eine beherzte Fahrweise. Hermann Pernsteiner beendete die 17. Etappe auf Rang 2, und Pello Bilbao fuhr in der Königsetappe über den Stelvio auf den 3. Platz, wodurch er in der Gesamtwertung wieder im Rennen ist.

Der Etappensieg von Jan Tratnik in San Daniele del Friuli war für die Fahrer vom Team Bahrain-McLaren so etwas wie eine Initialzündung beim Giro d’Italia. In der 17. Etappe waren fast 5000 Höhenmeter zu bewältigen, verteilt über vier Anstiege und 60 Kilometer. Schon früh übernahm eine große Gruppe mit 19 Fahrern das Diktat in der Etappe. In dieser Gruppe war Hermann Pernsteiner der einzige Fahrer seines Teams, aber zugleich mit etwas mehr als neun Minuten Rückstand auch der bestplatzierte Fahrer. Rund 80 Kilometer vor dem Ziel war Pernsteiner virtuell auf Rang 3 der Gesamtwertung vorgerückt, und das Maglia Rosa war nur noch eine halbe Minute entfernt. Im Finale suchten dann zuerst einige weniger starke Bergfahrer die Flucht nach vorne. Hermann Pernsteiner konzentrierte sich stattdessen auf die stärksten Kletterer in der Gruppe und reagierte erst, als Ben O’Connor antrat. Dessen Tempo konnte der Österreicher zwar nicht mitgehen, aber er hängte seine letzten Begleiter ab und erreichte so das Ziel in Madonna di Campiglio als Zweiter und rückte in der Gesamtwertung von Platz 15 auf Platz 11 vor.

Als Kapitän vom Team Bahrain-McLaren in der Gesamtwertung hatte sich Pello Bilbao am Mittwoch auf der Fahrt in die Dolomiten noch zurückgehalten. Schliesslich waren in der 18. Etappe insgesamt 5847 Höhenmeter zu bewältigen - und unter anderem das Stilfserjoch als die Cima Coppi des diesjährigen Giro d’Italia. Zu Beginn der Königsetappe hielt sich das Team Bahrain-McLaren noch zurück: Als sich 15 Fahrer zur Rennhälfte absetzten, war kein Fahrer in Rot, Papaya und Schwarz mit von der Partie. Im endlos erscheinenden Anstieg zum Stilfserjoch wurde der Kampf ums Maglia Rosa lanciert. Dessen Träger Joao Almeida bekundete bereits zur Hälfte dieses Anstiegs Probleme - und fuhr bis ins Ziel in einer kleinen Gruppe mit Hermann Pernsteiner. Dagegen konnte sich Pello Bilbao lange auf die Hilfe von Domen Novak verlassen, aber das Tempo der schnellsten Rivalen nicht ganz halten. Bis zur Passhöhe büßte der Baske eineinhalb Minuten ein, woran sich in der langen Abfahrt wenig änderte.

In der Schlusssteigung zu den Laghi di Cancano konnte er den Rückstand halbieren. So überquerte Pello Bilbao die Ziellinie auf Rang 3, und dabei verlor er nur 46 Sekunden auf Etappensieger Jay Hindley und Tao Geoghegan Hart. Alle anderen Rivalen konnte der Baske teils deutlich hinter sich lassen. Dadurch konnte er den Rückstand in der Gesamtwertung deutlich auf 1.19 Minuten reduzieren und sich auf Rang 4 verbessern. Hermann Pernsteiner sorgte mit Rang 9 im Tagesklassement für eine weitere Top10-Platzierung und schob sich auch in der Gesamtwertung um einen Platz auf Rang 10 vor. Auf dem Weg ins Ziel konnte sich Pernsteiner wie zuvor Pello Bilbao über weite Strecken am Stilfserjoch auf die Hilfe von Domen Novak verlassen. Der junge Slowene wuchs in den Dolomiten über sich hinaus und stellte sich ganz in den Dienst vom Team Bahrain-McLaren - und beendete die Etappe am Ende dennoch auf Rang 12. Als Lohn für die Top-Leistung dieser drei Fahrer konnte sich das Team Bahrain-McLaren in der Mannschaftswertung von Rang 5 auf Rang 2 verbessern.     

Etwas weniger glücklich verlief der Start der Spanien-Rundfahrt für das Team Bahrain-McLaren: Als designierter Kapitän für die Gesamtwertung verlor Wout Poels auch am Ende der zweiten Etappe Zeit auf die schnellsten Fahrer - aber immerhin schon weniger als am Tag zuvor. Schwerer wog für das Team, dass Matej Mohoric in der letzten Abfahrt zum Ziel in Lekunberri von der nassen, schmalen Straße abkam und einen Sturz nicht mehr vermeiden konnte. Dabei zog sich Mohoric einen Bruch des Schulterblatts zu. Der Slowene fuhr zwar noch ins Ziel, konnte aber nicht mehr zur dritten Etappe antreten. Dafür zeigte sich Wout Poels im schweren Finale hoch zur La Laguna Negra de Vinuesa in deutlich besserer Verfassung: Je länger der Schlussanstieg dauerte, desto besser kam der niederländische Kletterer auf Touren. Am Ende musste er nur drei Fahrer um vier Sekunden ziehen lassen und gab mit Rang 4 ein deutliches Lebenszeichen von sich.   


103. GIRO D’ITALIA
17. Etappe: Bassano del Grappa - Madonna di Campiglio, 203km

1. Ben O’Connor, AUS, in 5:50.59 Stunden
2. Hermann Pernsteiner, AUT/Team Bahrain-McLaren, + 0.31
3. Thomas De Gendt, BEL, + 1.10

18. ETAPPE: PINZOLO - LAGHI DI CANCANO, 207KM
1. Jay Hindley, AUS, in 6:03.03 Stunden
2. Tao Geoghegan Hart, GBR, sZ
3. Pello Bilbao, ESP/Team Bahrain-McLaren, + 0.46

TEAMWERTUNG NACH DER 18. ETAPPE:
1. Ineos Grenadiers, GBR, in 233:28.48 Stunden
2. Team Bahrain-McLaren, BAH, + 28.01
3. Team Sunweb, GER, + 28.37