20.03.2022

Mohoric gewinnt Mailand-Sanremo solo

Nach einem wahren Husarenritt fuhr Matej Mohoric als Solist zum Sieg bei Mailand-Sanremo. Der slowenische Meister vom Team Bahrain Victorious überquerte den Poggio als Fünfter und nutzte die folgende, technische Abfahrt, um zur Spitze vorzufahren und sich sogleich abzusetzen. Mit Jan Tratnik auf Rang 9 schaffte ein zweiter Fahrer des Teams den Sprung in die Top10.

Im Vorfeld von Mailand-Sanremo musste das Team Bahrain Victorious einen Rückschlag wegstecken: Weil sich Sonny Colbrelli noch nicht von der Bronchitis erholt hatte, die ihn bei Paris-Nizza früh zur Aufgabe gezwungen hatte, rückte Phil Bauhaus als Mann für eine Sprintentscheidung ins Aufgebot der Mannschaft auf. Zu seiner Unterstützung waren Jasha Sütterlin und Jonathan Milan mit von der Partie. Dazu kamen als Helfer Yukiya Arashiro, Damiano Caruso und Jan Tratnik sowie als eigentlicher Kapitän des Teams Matej Mohoric. Dessen Plan für das erste Monument der Saison, das er in den vergangenen drei Jahren auf den Rängen 5, 10 und 11 beendet hatte, war im Grunde simpel, aber in der Umsetzung anspruchsvoll: Mohoric wollte über die Cipressa und den Poggio den Anschluss nicht verlieren und dann die Abfahrt zu seinen Gunsten nutzen.

Mailand-Sanremo ist mit einer Distanz von 293 km das längste Monument des Radsports. Der neutralisierte Start erfolgte zum ersten Mal im Vigorelli-Velodrom in Mailand, ehe das Rennen um 10.10 Uhr morgens so richtig begann. Schon früh setzten sich acht Fahrer vom Feld ab und bauten in der Folge einen Vorsprung von bis zu sechseinhalb Minuten auf. Die Fahrer vom Team Bahrain Victorious hielten sich zunächst im Feld zurück, zeigten sich aber bald weit vorne im Feld, um nicht in Stütze verwickelt zu werden oder bei Ortsdurchfahrten durch schmale Gassen den Anschluss zu verlieren. In der Anfahrt zu den drei kleinen Anstiegen Capo Mele, Capo Cervo und Capo Berta beschleunigte das Feld merklich, während die Gruppe an der Rennspitze in mehrere Teile zerbrach und Grüppchen für Grüppchen vom jagenden und immer kleiner werdenden Feld geschluckt wurde.

Ab der Anfahrt zur Cipressa versuchten die beiden Teams UAE und Jumbo Visma, das Rennen hart zu machen und Sprinter zu eliminieren. Selbst am Poggio waren aber noch immer viele endschnelle Fahrer mit von der Partie, worauf Tadej Pogacar drei mal angriff, um eine Entscheidung zu erzwingen. Tatsächlich konnte er sich mit Sören Kragh Andersen, Mathieu van der Poel und Wout van Aert leicht absetzen. Dank der Hilfe seiner Teamkollegen Jan Tratnik und Damiano Caruso überquerte Matej Mohoric den Poggio aber als Fünfter, und nach nur zwei Kurven hatte er die vier Spitzenreiter eingeholt. Mohoric zog sofort vorbei und ging in der Abfahrt große Risiken ein. Dabei half ihm eine leichte Vario-Sattelstütze, die in seinem SCULTURA TEAM verbaut und Teil seines Plans war, in der Abfahrt von Poggio für eine Vorentscheidung zu sorgen.

Matej Mohoric erreichte Sanremo mit wenigen Sekunden Vorsprung auf eine erste Gruppe und musste auf den letzten beiden Kilometern nochmals alles geben, um die Verfolger auf Distanz zu halten. Das gelang dem slowenischen Meister, und so konnte er in Sanremo den bisher größten Sieg seiner Karriere feiern und sich ein erstes Monument des Radsports sichern. «Der Plan lautete von Anfang an, mich bis zum Ende des Poggio-Anstiegs bei den Favoriten zu halten und dann auf der Abfahrt mein Bestes zu geben und Risiken einzugehen. Ich habe Vollgas gegeben, und es ist einfach unglaublich, die Classicissima so zu gewinnen», so Matej Mohoric kurz nach der Zielankunft. Bei seiner Abfahrt auf des Messers Schneide profitierte er von einer Besonderheit an seinem SCULTURA TEAM von MERIDA BIKES: Einer Vario-Sattelstütze, dank der sich der Sattel vom Lenker aus für die Abfahrt absenken lässt.

113. Mailand - Sanremo: Mailand - Sanremo, 293km
1. Matej Mohoric, SVN/TEAM BAHRAIN VICTORIOUS, in 6:27.49 Stunden
2. Anthony Turgis, FRA, + 0.02
3. Mathieu van der Poel, NED, sZ