04.03.2019

Freud und Leid auf Kopfsteinpflaster

Beim klassischen Auftakt-Wochenende auf belgischen Kopfsteinpflaster-Wegen bekam das BAHRAIN MERIDA PRO CYCLING TEAM die volle Bandbreite an Emotionen serviert. Am Samstag zeigte Dylan Teuns beim Omloop Het Nieuwsblad eine starke Leistung, die mit Rang 5 belohnt wurde. Einen Tag später erreichte mit Ivan Cortina nur ein Fahrer des Teams bei Brüssel-Kuurne-Brüssel das Ziel, nachdem Sonny Colbrelli nach einem Sturz hatte aufgeben müssen.

Mit Sonny Colbrelli, Ivan Cortina und Kristijan Koren verfügte das BAHRAIN MERIDA PRO CYCLING TEAM bereits im Vorjahr über einige Fahrer, die sich in den Rennen auf Kopfsteinpflaster besonders wohl fühlen und denen auch garstiges Wetter wenig anhaben kann. Auf diese Saison hin wurde die Klassiker-Abteilung mit der Verpflichtung des Belgiers Dylan Teuns nochmals markant verstärkt. Zwar galt Teuns bisher vor allem als Spezialist für kurze Rundfahrten und die Ardennen-Klassiker, bei denen mehr Höhenmeter zu bewältigen sind. Mit Rang 5 bei der Valencia-Rundfahrt und Rang 10 bei der Ruta del Sol bestätigte Teuns bereits, dass er sich in Rundfahrten weit vorne platzieren kann. Aber am Rande des ersten Trainingslagers der Mannschaft ließ Teuns bereits im vergangenen Dezember durchblicken, dass ein Sieg bei einem Klassiker oder Halbklassiker in seiner Heimat eines seiner großen Ziele sei.

Die 74. Austragung vom Omloop Het Nieuwsblad wurde nochmals dadurch aufgewertet, dass das Rennen auf diese Saison hin von der UCI in den Worldtour-Status befördert worden war. Entsprechend stark war das Rennen besetzt, aber angesichts der Witterung war auch ein starker Wille gefragt. Schon vor dem Start musste das BAHRAIN MERIDA PRO CYCLING TEAM einen ersten Rückschlag verdauen, denn mit Matej Mohoric musste ein starker Fahrer nach einem Sturz im Training auf den Start verzichten. So konnten sich Dylan Teuns und Sonny Colbrelli als die beiden Ko-Kapitäne nur noch auf die Hilfe von fünf Teamkollegen verlassen: Außer Valerio Agnoli waren dies Kristijan Koren, Ivan Cortina, Grega Bole und Luka Pibernik. Die Mannschaft machte das Beste aus der Situation: Nachdem die frühen Ausreißer gestellt worden waren, zog Ivan Cortina rund 50 Kilometer vor dem Ziel in den Angriff und bekam nur einen Begleiter mit auf den Weg. Dem Asturier räumte das Feld aber keine Freiheiten ein, und er wurde bald wieder gestellt.

Rund 30 Kilometer vor dem Ziel kam es dann zur entscheidenden Zäsur, und an der Spitze des Rennens setzte sich eine Gruppe mit lauter bekannten Fahrern ab. Erfreulicherweise schaffte mit Dylan Teuns auch ein Fahrer vom BAHRAIN MERIDA PRO CYCLING TEAM den Sprung in diese Gruppe, die sich nach einem Sturz von Tiesj Benoot auf nur noch fünf Fahrer verringerte: Teuns sah sich seinen Landsleuten Greg Van Avermaet und Tim Wellens sowie Andrey Lutsenko und Zdenek Stybar gegenüber. Trotz verschiedener Angriffe blieb diese Gruppe beisammen und vermochte zudem die Verfolger auf Abstand zu halten. In der Schlussphase erwies sich Stybar als der cleverste der fünf Ausreißer, während bei Dylan Teuns die Kräfte schwanden. Der Belgier biss sich aber bis ins Ziel durch und sicherte sich so Rang 5. Damit deutete er ein erstes Mal an, dass mit ihm auch auf Kopfsteinpflaster zu rechnen ist. Um sich für das Etappenrennen Paris-Nizza zu schonen, verzichtete Dylan Teuns nach diesem Exploit auf einen Start beim Halbklassiker Kuurne-Brüssel-Kuurne.

Da Kuurne-Brüssel-Kuurne weniger Höhenmeter aufweist, setzte das BAHRAIN MERIDA PRO CYCLING TEAM auf zwei Kapitäne: Sonny Colbrelli sollte für den Fall einer Sprintentscheidung ganz vorne mitmischen, während Ivan Cortina die Freiheit bekam, in Fluchtgruppen mit zu gehen. Trotz der schlechten Witterungsbedingungen wurde die erste Rennstunde sehr schnell gefahren, und es dauerte lange, bis sich eine Spitzengruppe bildete. Als dann das Tempo in der Anfahrt zum Oude Kwaremont nochmals deutlich anzog, wurde Sonny Colbrelli in einen Sturz verwickelt, der ihn zur Aufgabe zwang. Derweil setzten sich vorne fünf starke Fahrer ab. Von diesen vermochte sich nur der spätere Solosieger Bob Jungels gegen das Feld zu behaupten. Auf sich alleine gestellt, biss sich Ivan Cortina bis ins Ziel durch und überquerte die Ziellinie in Kuurne auf Rang 13. Damit war er der einzige Fahrer in Rot, Gold und Dunkelblau, der das Rennen zu beenden vermochte. Immerhin erwiesen sich die Blessuren von Sonny Colbrelli als nicht so gravierend: Der Italiener sollte wie geplant zum Etappenrennen Paris-Nizza antreten können.

Die zweite Hälfte der United Arab Emirates Tour verlief aus Sicht vom BAHRAIN MERIDA PRO CYCLING TEAM unglücklich: Nach dem starken Einzelzeitfahren zum Auftakt konnten weder Vincenzo Nibali noch Damiano Caruso bei der ersten Bergankunft mit den stärksten Rivalen mithalten. Einen Tag später wurde fast die gesamte Mannschaft im Finale in einen Massensturz verwickelt. Somit war die Gesamtwertung endgültig kein Thema mehr. So konnte sich die Mannschaft darauf konzentrieren, an den Mechanismen des Sprintzugs für Phil Bauhaus mit Marcel Sieberg, Heinrich Haussler und Jan Tratnik zu feilen. Tatsächlich gelang es in den beiden Massensprints gegen Ende der Rundfahrt, Phil Bauhaus in Erfolg versprechender Position in den Sprint um den Tagessieg zu schicken, und der junge Deutsche belohnte diesen Aufwand mit zwei sechsten Plätzen. Auch wenn er dabei die Top5 knapp verpasste, sind diese beiden Etappenresultate angesichts der starken Sprint-Konkurrenz bei dieser Rundfahrt durchaus wertvoll.