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DISTRIBUTOR IN THE SPOTLIGHT
MERIDA GERMANY
RADSPORTLER, ABENTEURER UND VISIONÄR
In unserer „Distributoren im Rampenlicht“-Serie blicken wir hinter die Kulissen und ermöglichen tiefergehende Einblicke in die MERIDA-Familie. Für Deutschland ist die MERIDA & CENTURION Germany GmbH mit Sitz in Magstadt, in der Nähe der Technologie-Metropole Stuttgart, und das Team um Radsportlegende Wolfgang Renner unser Gesprächspartner. Taucht mit uns in die Geschichte des Traditionsunternehmens ein und erfahrt, wie Wolfgang Renner und sein Team die Branche und die MERIDA-Familie in den letzten 50 Jahren geprägt haben. Natürlich erfahren wir auch mehr über den Mann hinter der Legende und seine Leidenschaft: nicht nur für Fahrräder, sondern auch für Vehikel, die sich über den Wolken bewegen.
WER IST DER MANN HINTER DER LEGENDE?

Ich bin Wolfgang Renner, Gründer und Geschäftsführer der MERIDA & CENTURION Germany GmbH (MCG), und einer der wenigen verbliebenen Veteranen, die noch in der Fahrradbranche arbeiten. Wahrscheinlich einer der ältesten Menschen in der Branche, der noch Fahrrad fährt und an Meetings teilnimmt. Im Laufe der Jahre konnte ich viel Erfahrung sammeln. Deshalb höre ich meinen Kolleginnen und Kollegen gerne zu und gebe diese Erfahrung dann weiter, wenn ich glaube, dass sie hilfreich sein kann.
Wie sind Sie in der Fahrradbranche gelandet? Und wann und wie wurde die Firma gegründet, aus der letztlich MCG wurde?
Ich war aktiver Radsportler; drei Mal Deutscher Meister im Cyclo-Cross und führte den Cyclo-Cross-Weltcup an. Dann hatte ich einen schweren Autounfall und brach mir das Becken. Der Anfang vom Ende. Ich wusste, dass ich nie mehr an meine Erfolge anknüpfen werde können. Diese Erfahrung war sehr deprimierend. Vor dem Unfall habe ich meinen Abschluss in Elektrotechnik gemacht und Betriebswirtschaft studiert. Mein Plan war es, nach dem Abschluss meines zweiten Studiums hauptberuflich als Rennfahrer zu arbeiten. Der Unfall machte das zunichte und hatte zur Folge, dass ich keine langen Intervalle mehr mit hoher Intensität fahren konnte. Ich habe zwar versucht durchzuhalten und mich davon zu erholen, aber nach drei Jahren (während des Studiums) war ich immer noch nicht in der Lage, auf höchstem Niveau zu konkurrieren. Daher musste ich diesen Plan verwerfen.
Durch Zufall bin ich dann in der Fahrradbranche gelandet. Ein guter Freund, Eckhard Teichgreber, arbeitete damals bei Messingschlager (einem großen Fahrradteilehändler in Deutschland) und sollte japanische Marken wie Suntour, Sugino, Sakai und Nitto an deutsche Großhändler verkaufen. Aber die deutschen Großhändler waren immer noch sehr auf Campagnolo und den französischen Markt ausgerichtet. Japanische Marken waren zu der Zeit noch nicht so interessant. Also sagte ich: „Ich mach’s“. So kam ich 1976 in die Branche. In nicht allzu ferner Zukunft feiern wir als Firma unseren 50. Geburtstag!
Wofür steht MCG?
MCG steht für MERIDA & CENTURION Germany. Centurion − ein in Japan gegründetes Handelsunternehmen, das Fahrräder verkaufte − war in den späten 80er Jahren sehr erfolgreich. Zu der Zeit war der japanische Markt sehr groß. Das war noch bevor Taiwan in die Fahrradindustrie eingestiegen ist. Fahrräder waren noch einfach lackiert, und der Name, den wir wählten, musste eine bestimmte Länge haben, um zum Design des Unterrohrs zu passen; er musste leicht auszusprechen sein und „Sinn“ ergeben. Messingschlager, der ursprüngliche Importeur der Fahrräder, gab der Marke den Namen CENTURION. Mit der Bedeutung „Anführer von 100 Mann“ in der römischen Armee war der Name stark und hatte einen guten Wiedererkennungswert.
Anfang der 1990er Jahre übernahm ich die Marke von Messingschlager, um sie weiterzuentwickeln. Mit einer starken Teamleistung und inspirierendem Design gelang es uns, die Marke auf das nächste Level zu heben. Im Laufe der Jahre gewannen wir zweimal den European Design Contest von Shimano. Das stärkte die Relevanz der Marke CENTURION weiter.
Während einer der ersten Eurobike-Messen kam Ike Tseng, der inzwischen verstorbene Eigentümer und Gründer von MERIDA, an unseren Stand, um wichtige Akteure des europäischen Fahrradmarktes zu treffen. Er sprach nur rudimentäres Englisch und zögerte deshalb, mich zu fragen, ob wir MERIDA vertreiben wollten. Auch ich war unsicher, ob ich selbst den ersten Schritt machen sollte, da unser Unternehmen, im Vergleich zu dem großen Unternehmen MERIDA, eher klein war. Aus unserer ersten Begegnung machten wir nichts. Wäre ich damals bereits zu MERIDA gekommen, wären mir vielleicht einige schwierigere Zeiten erspart geblieben. Bei einem späteren Treffen, bei dem wir beide unsere Karten auf den Tisch legten, erinnerten wir uns mit einem Lächeln an unser erstes, eher unfruchtbares „Treffen“. Wir erkannten auch, dass „im Leben nichts zu spät ist“, und einigten uns auf eine Vertriebspartnerschaft. So kam ich zu MERIDA.
Was unterscheidet MCG von anderen Distributoren in Deutschland?
Wir sind sehr technisch orientiert, haben einen guten Ruf im Markt, sind ein starkes Team (eher wie eine Familie) und haben uns bewährt. Unsere Händler wissen, dass wir fair spielen. Da wir viele langjährige Mitarbeiter haben, bauen die Händler eine Beziehung zu ihnen auf und müssen sich nicht alle paar Jahre mit neuen Ansprechpartnern herumschlagen, wie es bei einigen anderen Unternehmen der Fall ist. Einzigartig ist wohl auch, dass der Chef selbst Radfahrer ist und im „reifen“ Alter von 77 Jahren noch regelmäßig und auf hohem Niveau fährt. Ich denke, das ist ziemlich beeindruckend, auch wenn ich das selbst sage! Obwohl ich der Chef bin, weiß das Team, dass ich ansprechbar bin. Meine Tür steht immer offen, was zur Harmonie im Team beiträgt. Ich denke, das überträgt sich auch auf unsere Händler.
Sie haben eine lange, sehr bewegte Karriere als Radsportler hinter sich. Wie hat Ihnen das geholfen, Ihr Hobby bzw. Ihren Sport in Ihr Unternehmen zu verwandeln?
Im Sport ist es so: In der einen Minute ist man ganz oben, in der nächsten Minute wieder ganz unten. So bleibt man geerdet und kann auch in schwierigen Zeiten weitermachen. Das gibt dir die mentale Stabilität, die man braucht, wenn es schlecht läuft. Wenn du in unruhigen Zeiten noch ruhig schlafen kannst, kannst du diese Sicherheit auch deinem Team vermitteln und es in schwierigen Zeiten motivieren und unterstützen. Ich habe gelernt, wie ich viele Bälle in der Luft halten kann, ohne den Fokus auf die wichtigsten Themen zu verlieren, die angegangen werden müssen. Ich hoffe, dass das meinem Team und mir zugute kommen wird.
Außerdem habe ich zwei Studienabschlüsse und eine technische Ausbildung hinter mir, die mich auf mein Berufsleben vorbereitet haben. In meiner Lehrzeit haben wir alle eng zusammen an den Maschinen gearbeitet und sie am Ende eines jeden Tages gereinigt. Ich habe ganz unten angefangen. Diese Erfahrung hat mir Halt gegeben. Außerdem wurde dadurch ein lebenslanges Interesse an allem Technischen und dem Entwicklungsprozess von Produkten geweckt. Da ich eng mit den F&E-Teams von CENTURION und MERIDA zusammenarbeite, ist das auch heute noch ein wichtiger Teil meines Arbeitslebens.

MCG spielt eine sehr wichtige Rolle in der MERIDA-Familie insgesamt. Könnten Sie die Position und Bedeutung beschreiben?
Als ich anfänglich das Joint Venture mit MERIDA einging, kannten sie mich nicht wirklich. Sie wollten herausfinden, wer Wolfgang Renner ist. Also haben sie sich nach mir erkundigt; vor allem in Japan, wo ich zum Glück aufgrund meiner langjährigen Beziehungen einen sehr guten Ruf hatte. Zum Glück wussten sie, dass ich nie einen grundlegenden Fehler gemacht hatte. Deshalb hat mich William (der frühere Leiter des internationalen Vertriebs) um Rat gefragt, als MERIDA einige ziemlich große Herausforderungen zu bewältigen hatte. Zwei ihrer größten Kunden waren zahlungsunfähig und sie mussten sich entscheiden, welchen von ihnen sie übernehmen wollten, um die laufende Produktion zu sichern. Mein Rat damals: „Ihr müsst das Unternehmen übernehmen, bei dem der Eigentümer noch Teil des Unternehmens ist“.
Michael Tseng (Sohn des MERIDA-Gründers und Geschäftsleiter) und das gesamte MERIDA-Team vertrauen mir voll und ganz. Optimale Voraussetzungen für eine gesunde Arbeitsbeziehung. Dieses Vertrauen ist seit Beginn unserer Zusammenarbeit nie gebrochen worden. Michael (Tseng) weiß, was er an uns hat; er weiß, dass er sich voll und ganz auf uns verlassen kann, wenn es darum geht, die Marke MERIDA auf unserem Markt zu vertreten. Neben MCG haben wir noch zwei weitere Unternehmen, MERIDA Europe, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft von MCG, und MRD, die Produktentwicklungsabteilung. Dieser Dreiklang aus einem großen Vertriebsunternehmen in einem der wichtigsten europäischen Märkte, der Verbindung mit MERIDA Europe und unserem Produktentwicklungsteam bedeutet, dass MCG immer ein sehr wichtiger Partner für MERIDA in Europa ist.
MCG arbeitet zudem sehr eng mit der Produktion und dem Hauptquartier in Taiwan zusammen. Wie kam es zu dieser engen Beziehung und welchen Einfluss hat MCG auf die Marke MERIDA?
Es ist das bereits erwähnte Vertrauen und die Bedeutung Deutschlands auf dem europäischen Fahrradmarkt, die MERIDA Taiwan ermutigt haben, uns einige der wichtigsten Aufgaben zu übertragen. Wir haben zwar unsere eigenen Anforderungen an den deutschen Markt, die wir regelmäßig mit unserem F&E-Team besprechen, aber wir kümmern uns um die Marke und ihre Produkte als Ganzes. Damit meine ich, dass wir auch dafür sorgen müssen, dass andere Länder wie Australien, Korea oder die Benelux-Staaten die Fahrräder bekommen, die sie brauchen, damit sie in ihren Heimatmärkten erfolgreich sein können. Es müssen viele Dinge berücksichtigt werden, von unterschiedlichen Modellanforderungen bis hin zur Saisonalität. Auch wenn wir vielleicht das letzte Wort haben, was in die Produktion geht, hören wir unseren Händlern genau zu, um ein möglichst universelles MERIDA-Sortiment zu entwickeln.
Welche Dienstleistungen bietet MCG seinen Händlern und Endkunden an?
Wir bieten alle üblichen Vertriebsdienstleistungen wie Verkauf, Kundendienst, technische Beratung und Garantieabwicklung. Zudem arbeitet unser Marketing-Team eng mit unseren Händlern zusammen, um sie bei Bedarf zu unterstützen. Wir freuen uns sehr auf die Eröffnung unseres neuen Ausstellungs- und Testzentrums Anfang 2026, das sich gegenüber dem Gebäude befinden wird, in dem MERIDA Europe, unsere Forschungs- und Entwicklungsabteilung sowie unsere Marketingabteilung untergebracht sind. Die Händler und die von ihnen eingeladenen Kunden werden das ganze Jahr über die Möglichkeit haben, unsere gesamte Produktpalette zu begutachten und mit unseren Ingenieuren Details zu besprechen, wenn sie tiefer ins Thema eintauchen wollen. Das Gebäude, das wir dafür nutzen, war früher ein Autohaus mit einem Ausstellungsraum, das mehr als 2.000 Quadratmeter misst. Wir können dort weitere Büros, Werkstätten und sogar Umkleideräume einrichten, wenn wir wollen. Unser Verkaufsteam hatte bereits seit einigen Jahren diesen Wunsch, da es weiß, wie wichtig es für unsere Händler ist, das Produkt zu sehen und zu erfahren. Zudem gibt es unseren Händlern die Möglichkeit, wichtige Kunden „ins Herz der Marke“ zu bringen. Wir haben das Glück, dass Magstadt auch über ein großes Netz an ruhigen Straßen, Gravelwegen und MTB-Strecken verfügt, sollte eine Testfahrt gewünscht sein.
MCG gibt es nun schon seit vielen Jahren. Sie haben Trends kommen und gehen sehen. Gibt es besondere und vielleicht einzigartige historische MERIDA-Fahrräder in den Büros?
Ich bin kein großer Sammler von Fahrrädern. Im Laufe der Jahre habe ich viele ziemlich bedeutende Fahrräder verschenkt, was ich zugegebenermaßen manchmal bedauere. Es gab Fahrräder, die für mich eine Schlüsselrolle gespielt haben, wie das Fahrrad, mit dem ich die erste Transalp gefahren bin. Das hätte ich behalten sollen, aber da ich sehr in der Gegenwart und nicht in der Vergangenheit lebe, fühlte es sich richtig an. Wir haben natürlich ein paar behalten, die im Lager stehen und bei Bedarf herausgeholt werden, aber eines der bedeutendsten aus Sicht von CENTURION steht in unserem Eingangsbereich. Es ist das allererste CENTURION-Fahrrad, das wir im Land ausgestellt haben, und stammt aus dem Jahr 1981. Es soll eine ständige Erinnerung an das sein, was wir im Laufe der Jahre erreicht haben, und eine Inspiration für jeden, der daran vorbeikommt.

Warum kommen die Leute zu Ihnen ins Team, und − noch wichtiger − warum ist die Mitarbeiterbindung so bemerkenswert?
Ich denke, es liegt an der Unternehmenskultur. Ich behandle alle Mitarbeiter und Kollegen gleich. Für mich macht es keinen Unterschied, ob sie an der Laderampe, als Reinigungskräfte oder sonst wo arbeiten. Sie wissen, dass meine Tür immer offen ist und sie mit ihren Bedürfnissen und Anliegen zu mir kommen können. Dieser Ansatz wird dann auch von der Geschäftsleitung und den Bereichsleitern übernommen. Dadurch ist es für alle ein angenehmer Arbeitsplatz, und es herrscht eine positive Atmosphäre. Aber auch wenn die Leute gehen (aus welchen Gründen auch immer), sage ich immer, dass unsere Tür offen bleibt, und ich habe festgestellt, dass einige wiederkommen. Ich denke, das Gras ist auf der anderen Seite nicht immer grüner!
Die Arbeit selbst ist lohnend, da wir in einer Branche arbeiten, die den Menschen Freude bereitet. Die meisten Menschen hier haben eine Leidenschaft für den Radsport und damit auch für ihre Arbeit. Jeder sieht die fertigen Produkte, zu denen er (in welcher Form auch immer) beigetragen hat – alles ist eine Teamleistung. Wir geben jedem die Möglichkeit, das, was wir verkaufen, auszuprobieren. Vor allem, wenn er nicht am Entwicklungsprozess beteiligt war. Denn so erhält er einen detaillierten Einblick in das Produkt und eine persönliche Erfahrung, die wir auf keine andere Weise wiedergeben können.
Wir wissen, dass Sie viel Zeit auf Ihrem Fahrrad verbringen, trainieren und sich mit dem Produkt vertraut machen. Was machen Sie sonst noch so, wenn Sie nicht auf zwei Rädern unterwegs sind?
Ich bin nicht nur auf zwei Rädern unterwegs, sondern kann auch Einrad fahren. Als ich jung war, habe ich auch Kunstradfahren betrieben, ich war sogar deutscher Meister. Aber wenn ich nicht gerade eine Freizeit- oder Trainingsfahrt mache oder ein neues Produkt teste, fliege ich gerne mit dem Flugzeug. Mit 64 Jahren habe ich meinen Pilotenschein gemacht, vorher hatte ich weder Zeit noch Geld, um fliegen zu lernen. Was ich wirklich liebe, ist das Fliegen in den Bergen, weil es dort so viel mehr zu sehen gibt und es viel aufregender ist, als über das flache Land zu fliegen. Im Laufe der Jahre habe ich einige meiner Teammitglieder eingeladen, und sie (nun ja, die meisten von ihnen) haben es wirklich genossen! Die Flugzeuge, die ich fliege, miete ich, ich besitze keine. Das ist besser für mich, weil ich einfach auftauche, fliege und mich nicht um die Wartung oder Instandhaltung des Flugzeugs kümmern muss. Es ist ein großartiges Hobby, das mir die Möglichkeit gibt, mich zu entspannen und meine Gedanken schweifen zu lassen.

Welches sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Fahrräder in der Geschichte von MERIDA?
Durch unsere Beteiligung am Multivan MERIDA Biking Team haben wir uns einen guten Ruf als technischer Fahrradhersteller erworben. Eines der wichtigsten Räder aus dieser Zeit war das NINETY-SIX, das nicht nur als Rad für die Marke, sondern auch als „Werkzeug“ für das Team sehr erfolgreich war. Leider sind MTBs heute nicht mehr so wichtig für einen Fahrradhersteller wie früher. Dennoch gehen wir bei Bikes und E-Bikes immer wieder an die Grenzen, um äußerst leistungsstarke sowie test- und preisgekrönte Maschinen zu entwickeln.
Heute sind wir eng mit der WorldTour verbunden. Anfangs waren wir der zweite Sponsor des Teams, aber im Laufe der Jahre haben wir uns auf die Aufgabe des Materiallieferantens konzentriert und einige der anspruchsvollsten Rennräder im Peloton entwickelt. Eines der wichtigsten Räder ist unser REACTO, das eines der ersten in Serie gefertigten Aero-Bikes war und nach wie vor ein erstklassiges Beispiel dafür ist, was man erreichen kann, wenn man deutsche Ingenieurskunst mit taiwanesischer Fertigungskompetenz kombiniert. Eine Schlüsselrolle in der aufregenden Welt des Straßenradsports zu spielen, hat uns nicht nur eine enorme Bekanntheit verschafft, sondern auch die Möglichkeit gegeben, von dem Erfahrungsschatz zu profitieren, den nur ein Profi-Team bieten kann. Wir versorgen das Team regelmäßig mit neuen Modellen und Innovationen. Das Feedback der Fahrer ist während des gesamten Entwicklungsprozesses von unschätzbarem Wert.
Ein neuer, aber auch sehr spannender Bereich ist der Bereich Gravel und Gravel-Racing. Wir hatten das Glück, die Weltmeisterschaft 2023 zu gewinnen, als Matej Mohorič mit unserem SILEX als Erster die Ziellinie überquerte. Dieses Jahr hatte Matej leider einen unglücklichen Sturz im Training und konnte seinen Erfolg nicht wiederholen. Trotz seines Pechs belegte er einen starken siebten Rang. So ist Radsport.

Was sind die wichtigsten MERIDA Bikes für den deutschen Markt?
Wir müssen hier die beiden Marken getrennt betrachten. Mit CENTURION konzentrieren wir uns sehr stark auf den E-Bike-Bereich und haben uns einen hervorragenden Ruf für Zuverlässigkeit, Einfallsreichtum und Stil erarbeitet. Eine Kombination, die in unseren Schlüsselmärkten, vor allem in Deutschland, gut funktioniert. Mit MERIDA decken wir das gesamte Spektrum ab. Vom Kinderrad bis zum vollgefederten E-MTB, vom renntauglichen Hardtail bis zum leichten Rennrad, vom Gravel-Abenteuer- und Bikepacking-Bike bis zum Begleiter für den Großstadtdschungel. In Deutschland ist der E-Bike-Sektor sehr stark ausgeprägt, daher ist es großartig, dass wir diesen Markt mit zwei recht unterschiedlichen Sortimenten bedienen können, aber auch die Möglichkeit haben, die Lücken mit unseren preisgekrönten Modellen ohne Antrieb zu füllen.
Der Bekanntheitsgrad der Marke MERIDA hat sich im Laufe der Jahre stetig gesteigert. Was waren Ihrer Meinung nach die wichtigsten Momente in der Geschichte von MERIDA?
Ich denke, ein Schlüsselmoment war das Multivan MERIDA Biking Team und die Einführung des NINETY-SIX sowie des leichtgewichtigen O.NINE und später BIG.NINE, die das Team erfolgreich auf Weltcup-Niveau und bei Weltmeisterschaften gefahren sind. Durch ihre Hilfe und ihre Erfolge war MERIDA in aller Munde. Auch der Einstieg von MERIDA in die WorldTour 2013 mit Lampre-MERIDA war ein echter Meilenstein, der uns half, unsere Rennräder zu etablieren und MERIDA einem großen Fernsehpublikum zu präsentieren. Leider konnten wir während und nach der Covid-Pandemie lange Zeit nicht liefern, und jetzt starten wir wieder durch und bauen die Beziehungen zu den Händlern und ihr Vertrauen in uns und die Marke wieder auf. Unser Team arbeitet ständig daran, und ich bin mir sicher, dass wir durch unseren guten Ruf, gepaart mit jahrelanger Erfahrung und einem ausgefeilten Angebot an Bikes und E-Bikes, MERIDA bei unseren Händlern wieder etablieren können.

Neben den Büros und Lagern in Magstadt gibt es auch noch weitere Betriebe im Nordosten von Deutschland. Können Sie uns etwas mehr darüber erzählen?
Wir haben ein Montagewerk in Hildburghausen, Thüringen. Das sind rund 30.000 Quadratmeter Produktions- und Lagerfläche. Dort werden verschiedene CENTURION E-Bikes montiert, und wir werden uns auch überlegen, ob wir die Montagelinie um ausgewählte MERIDA Bikes erweitern. Das gibt uns eine große Flexibilität und die Möglichkeit, komplett montierte Räder an die Händler zu liefern. Wir freuen uns sehr über die Möglichkeiten, die sich für uns in den nächsten Jahren ergeben werden.
Ihr Job hat Sie in alle vier Ecken der Welt geführt. Manchmal mit, manchmal ohne Ihr Fahrrad. Wenn Sie die Wahl hätten, wohin würden Sie gehen, und wen würden Sie gerne mitnehmen?
Für mich gibt es viele weiße Punkte auf der Landkarte, aber ich war schon auf so ziemlich jedem Kontinent auf und mit meinem Fahrrad. Einer der Höhepunkte war für mich das Radfahren in Tibet. Ich hatte die Gelegenheit, einen der großen Berge zu besteigen. Ich bin mit dem Fahrrad bis zum Basislager gefahren und dann zu Fuß weiter auf den über 8.000 Meter hohen Gipfel. Das war etwas ganz Besonderes. Außerdem habe ich mit Eddy Merckx einige Fahrradabenteuer erlebt und bin über den Khardung-La-Pass gefahren, die höchste Straße der Welt, die mehr als 5.300 Meter hoch ist. Und dann habe ich natürlich vor 38 Jahren die erste Alpenüberquerung gemacht. Es war die erste Überquerung mit einem Mountainbike − ohne Click-Pedale und auf einem Hardtail!
Vor kurzem, während der Covid-Pandemie, habe ich, wie viele von uns, die Strecken direkt vor der Haustür wiederentdeckt und mich neu verliebt. Bei der Frage, wen ich gerne mitnehmen würde, fällt mir als erstes Stephen Roach ein. Er war derjenige, dem es gelang, die Tour de France, den Giro und die Weltmeisterschaft in einem Jahr zu gewinnen. Danach haben das nur noch Eddy Merckx und Tadej Pogačar geschafft. Stephen hat mich immer eingeladen, mit ihm in Irland zu fahren, aber ich habe es nie geschafft, dorthin zu kommen. Genau wie Schottland ist das immer noch ein weißer Punkt auf meiner Landkarte.
Ich brauche einfach mehr Zeit, und wie ich schon sagte, gibt es so viele Schätze vor der Haustür, die es wert sind, entdeckt zu werden. Ich habe nicht mehr das Bedürfnis, so weit weg von zu Hause zu fahren. Allerdings habe ich für nächstes Jahr eine Reise mit meinem Freund Reimund Dietzen geplant, wo wir ein letztes Mal den Camino Primitivo gehen werden. Es ist und war im Laufe der Jahre immer etwas ganz Besonderes, nach 10, 12 oder 14 Tagen auf dem Primitivo in Santiago anzukommen. Wenn ich zurückblicke, hatte ich das große Privileg, an der Seite einiger der Großen unseres Sports an einigen erstaunlichen Orten zu fahren. Ich werde sicherstellen, dass ich noch einige weitere denkwürdige Reisen zu meiner Liste hinzufüge, bevor ich 90 werde. Solange mein Körper mitspielt und ich noch fit bin, werde ich mit dem Fahrrad unterwegs sein.
Wenn man sich mit Wolfgang Renner unterhält, merkt man, dass er das Fahrrad lebt und atmet; seine Leidenschaft hat in den 50 Jahren, die er in der Branche tätig ist, nicht nachgelassen. Nicht viele Menschen haben so lange mit Fahrrädern gearbeitet, sind so lange Rad gefahren wie er, oder haben so viele weit entfernte Orte mit dem Rad besucht. Sein bodenständiger Führungsstil, bei dem seine Tür immer für alle Mitarbeiter offen ist, zahlt sich eindeutig aus. Als wir uns mit anderen Teammitgliedern unterhielten, wurde deutlich, dass die meisten Leute bei MCG schon fast ihr ganzes Berufsleben lang dort arbeiten. Sein Ansatz funktioniert, und das Team betrachtet die Kollegen als Familie, was in der heutigen Welt einzigartig ist. Zwei der Mitarbeiter, die am längsten dabei sind, sind die Oppold-Brüder Simon und Raffael. In der nächsten Folge unserer Rubrik sprechen wir mit Raffael, dem Verkaufsleiter von MCG, der seit 30 Jahren dabei ist. Findet mit uns heraus, was seinen Puls außerhalb der Arbeit zum Rasen bringt, und was ihn wieder verlangsamt, wenn er seine Nächte unter einer Decke aus Sternen verbringt.