27.04.2022

So stellst du dein MERIDA Fahrwerk in sechs einfachen Schritten perfekt ein

Du fährst ein MERIDA Bike mit Federung? Dann ist das richtige Setup der Schlüssel zu optimaler Performance und der Sag ein wesentlicher Bestandteil davon.

Was ist der Sag?
Der Sag ist der Federweg deines Bikes, der allein durch dein Gewicht, das Gewicht des Bikes sowie deine mitgeführte Ausrüstung „verbraucht“ wird. Der Sag ist enorm wichtig, da er es dem Bike ermöglicht, in Kontakt mit dem Boden zu bleiben, indem es sich in Senken ausdehnt und bei Hindernissen zusammengedrückt wird. Dadurch behältst du stets Kontrolle auf dem Trail. Der eigentliche Sinn der Federung ist es, sicherzustellen, dass die Reifen so lange wie möglich Bodenkontakt haben. Der Sag ist also von entscheidender Bedeutung. Im Idealfall würde dein Fahrwerk so arbeiten, dass es Unebenheiten bereits am Laufrad absorbiert, ohne sie an den Rahmen weiterzugeben − in der Realität ist das jedoch nicht wirklich möglich.

Mit wie viel Sag solltest du fahren?
All unsere gefederten Bikes sind auf einen bestimmten Sag-Bereich ausgelegt − der liegt in der Regel bei 30 % am Hinterrad und zwischen 15 % und 30 % an der Gabel, je nach persönlicher Vorliebe. Wenn du über eine Federung am Hinterrad verfügst, ist es sehr wichtig, dass dein Sag innerhalb dieses konzipierten Bereichs liegt, da das Fahrwerk mit diesem Sag als Ausgangspunkt darauf ausgelegt ist, eine optimale Tret-Performance zu gewährleisten. Dies hängt mit dem sogenannten „Anti-Squat“ zusammen, ist aber bereits ein ziemlich komplexes Thema für sich. Der Sag ist auch der Punkt, von dem aus die Federung ansteigt, um über den gesamten Federweg Unterstützung zu bieten − wenn du also mit zu viel oder zu wenig Sag beginnst, bringst du alles − von der Federung bis hin zur Geometrie − aus dem Gleichgewicht und das Fahrverhalten wird stark beeinträchtigt.

Die Einstellung des Sag ist ein Balanceakt, bei dem es darum geht, wie stark die Federung gegen dein Gewicht, dein Bike und deine Ausrüstung drückt.

Wenn du mit zu viel Sag fährst, ist die Federung zu weich für dein Gewicht. Das bedeutet, dass du bei starken Schlägen kaum noch Kontrolle über dein Rad sowie ein schwammiges Fahrverhalten hast und die restliche Zeit über nur schlecht pedalieren kannst.

Wenn du nicht genügend Federweg hast, ist die Federung zu straff. Die Federung des Bikes kann dann nicht mehr in Senken eintauchen. Daher ist es sehr wichtig, diese Einstellung zu korrigieren, da sie der Ausgangspunkt für alle anderen Fahrwerkseinstellungen ist, z. B. für den Rebound sowie dieDruckstufendämpfung.

Bei vollgefederten Bikes musst du den Sag zwischen Vorder- und Hinterrad ausbalancieren, da ein zu weiches Heck die dynamische Geometrie des Bikes negativ beeinflusst. Wenn die Federung vorne zu weich und hinten zu hart ist, taucht das Fahrrad beim Bremsen oder auf steilen Abschnitten stark an der Front ein, was zu Abflügen über den Lenker führen kann.

Im umgekehrten Fall wird das Bike beim Einfedern plötzlich sehr schwammig, was das Handling dann unberechenbar werden lässt, wenn du die Kontrolle am meisten brauchst.

Wie bei vielen anderen Fahrwerkseinstellungen, ist es immer am besten, sich zuallererst an den Richtwerten zu orientieren. Natürlich steht es dir frei, den Sag nach deinem Geschmack und dem Gelände in dem du dich bewegst fein abzustimmen. Am besten du gehst methodisch vor und fährst immer wieder dieselbe Strecke und nimmst dann kleine, individuelle Anpassungen vor – du wirst bald Unterschiede spüren und herausfinden, was dir entgegen kommt. Es gibt keinen absolut richtigen Weg, aber es gibt definitiv viele falsche Wege.

 

Nachdem wir uns mit dem Warum beschäftigt haben, kommen wir nun zum Wie! 

Wie du den Sag richtig einstellst – die benötigten Tools:

  • Maßband oder Lineal
  • Dämpferpumpe
  • Taschenrechner bzw. gute mathematische Fähigkeiten
  • ein sauberes Bike


1. Entferne die Ventilschutzkappen und richte den O-Ring aus
Um Luft in den Dämpfer zu bekommen, muss die Ventilschutzkappe entfernt werden. Schraub sie einfach ab und lege sie an einen sicheren Ort. Die meisten Gabeln und Dämpfer haben einen O-Ring aus Gummi auf dem Schaft, der den genutzten Federweg anzeigt − schiebe diesen bis zur Dichtung herunter. Wenn deine Gabel oder dein Dämpfer keinen O-Ring besitzt, verwende einen Kabelbinder. Fädele diese aber über die Rückseite ein, damit er abschließend wieder leicht entfernt werden kann.


2. Setz dich auf dein Bike
Leg zuallererst fest, ob du mit der vorderen oder der hinteren Federung beginnen willst – du solltest immer nur eine Seite auf einmal einstellen. Setze dich jetzt auf dein Bike, um die Federung unter deinem eigenen Gewicht zusammenzudrücken. Trage dabei deine übliche Ausrüstung, die du auch auf Tour dabei bzw. an hast. Am besten du lehnst dich an eine Wand oder lässt dir von einem Freund beim Stabilisieren des Bikes helfen. Wenn du dich der Federung am Heck widmest, stell den Sattel auf deine normale Sitzhöhe ein und setzdich vorsichtig hin. Wenn du an der Gabel arbeitest, stell dich so hin, als würdest du bergab fahren. Lass die Gabel einmal einfedern und dann zur Ruhe kommen.


3. Sag messen
Schieb den O-Ring am Federbein oder an der Gabel nach unten, bis er die Dichtung berührt. Es kann einfacher sein, einen Freund darum zu bitten, damit du die Position, in der du dich gerade befindest, nicht verlassen musst. Steig nun vorsichtig vom Bike, damit du die Federung nicht noch mehr zusammendrückst. Miss mit einem Maßband oder Lineal den Abstand zwischen dem O-Ring und der Dichtung. Notiere dir diesen.


4. Luft einfüllen oder ablassen
Nun musst du berechnen, wie hoch der optimale Sag sein soll − bei einer Gabel ist das ganz einfach. Multipliziere einfach den prozentualen Anteil Sag mit dem gesamten Federweg, und du erhältst den optimalen Wert. Bei einer Gabel mit 160 mm Federweg, bei der du 20 % Sag möchtest, wären das 160 mal 0,2 − was 32 mm Sag entspricht.

Bei einem Dämpfer ist die Sache etwas komplizierter, da du den Hub des Dämpfers kennen musst. Er ist oft auf dem Dämpfer angegeben. Alternativ ist ein Code angegeben, über den er auf der Website des Herstellers in Erfahrung gebracht werden kann. Wenn du ihn jedoch nicht kennst oder nicht finden kannst, musst du die Luft aus dem Dämpfer vollständig ablassen und ihn bis zum Anschlag zusammendrücken, ihn dann wieder aufpumpen und dann den Abstand von der Dichtung zum O-Ring messen. Dabei ist zu beachten, dass der Hub des Dämpfers nicht immer mit der freiliegenden Länge der Welle übereinstimmt. Jetzt musst du nur noch die Berechnung wie bei der Gabel wiederholen. Ein Dämpfer mit 65 mm Hub und 30 % Sag wäre 65 mal 0,3, was 19,5 mm Sag entspricht.

Vergleiche die Zielgröße mit dem Sag, den du zuvor gemessen hast. Wenn er größer ist, musst du Luft ablassen, wenn er kleiner ist, musst du Luft einfüllen. Verwende dazu die Dämpferpumpe. Stell dabei sicher, dass das Ventil und die Pumpe sauber und frei von Schmutz sind. Wenn Schmutz in den Dämpfer gelangt, ist das eine echte Katastrophe. Lass Luft ab oder füll Luft ein, je nachdem, wie weit der gemessene Wert von deinem Zielwert entfernt ist. Sei dir aber darüber bewusst, dass 5-10 psi einen ziemlich großen Unterschied ausmachen werden.


5. Miss erneut und wiederhole den Vorgang, bis du fertig bist!
Entferne die Dämpferpumpe und wiederhole den Schritt der Sag-Messung. Es ist wichtig, die Pumpe vorher zu entfernen, da selbst das relativ kleine Luftvolumen in der Pumpe die Messung verfälschen kann. Einige Pumpen haben ein spezielles Ventil, wodurch die Pumpe nicht entfernt werden muss, da sie von der Luftkammer isoliert ist.

Wiederhole Schritt 2 bis 5 so lange, bis du den korrekten Sag ermittelt hast. Um das andere Ende des Bikes zu messen, wiederhole diesen Vorgang.


6. Schraube die Ventilschutzkappen wieder auf: Los geht‘s!
Der Schritt ist ganz einfach: Bring die Ventilschutzkappen oder -abdeckungen wieder an und fahr los. Wenn du die richtige Einstellung gefunden hast, notiere dir diese, damit beim nächsten Mal alles ganz schnell geht, falls du die Luft einmal aus irgendeinem Grund ablassen musst.