07.09.2020

Mikel Landa stark in den Pyrenäen

Die diesjährige Tour de France begann für das Team Bahrain-McLaren sehr unglücklich. Dank starker Leistungen in den Pyrenäen verbesserte sich Kapitän Mikel Landa vor dem ersten Ruhetag auf Rang 10 der Gesamtwertung. Seine Form in den Bergen lässt für die kommenden 12 Etappen einiges erhoffen.

Auch wenn die Tour de France erst Ende August statt Anfang Juli beginnt, ist sie als Höhepunkt des Radsport-Jahres enorm wichtig - für die Teams und ihre Sponsoren wie für die Athleten. Das Team Bahrain-McLaren trat in Nizza mit einer Selektion an, die ganz auf die Unterstützung des Kapitäns Mikel Landa ausgerichtet war: Mit Pello Bilbao, Damiano Caruso, Wout Poels und Rafael Valls wurden dem Basken vier starke Berghelfer zur Seite gestellt. Für die flacheren Etappen fanden Sonny Colbrelli, Marco Haller und Matej Mohoric Aufnahme ins Tour-Team. Mit diesem starken Team im Rücken wollte Mikel Landa erstmals bei der Tour de France auf eigene Rechnung fahren und dabei einen Podestplatz anstreben. Kurzum: Das Team Bahrain-McLaren trat mit hohen Ambitionen zu dieser Grand Tour an - und wurde auch von vielen Experten als sehr stark eingeschätzt. 

Doch drei Kilometer vor dem Ende der ersten, von starkem Regen geprägten Etappe rund um Nizza brachte ein Massensturz viele Fahrer zu Boden. Am ärgsten erwischte es Rafael Valls, der sich den rechten Oberschenkelknochen brach. Wout Poels zog sich bei diesem Sturz eine angerissen Rippe und eine Lungenprellung zu, konnte die Rundfahrt jedoch fortsetzen. Nach diesem Tiefschlag gleich zu Beginn konzentrierten sich die Fahrer vom Team Bahrain-McLaren ganz auf ihren Auftrag und sorgten dafür, dass Mikel Landa zu jeder Zeit gut abgeschirmt war. Am Ende der vierten Etappe zeigte der Baske bei der Bergankunft in Orcières-Merlette eine ansprechende Leistung und fuhr auf Rang Neun. Auch bei der zweiten Bergankunft am Mont Aigoual konnten Landa und Caruso das Tempo der anderen Klassementsfahrer mitgehen.

Die Tücken einer dreiwöchigen Landesrundfahrt zeigten sich dann aus Sicht vom Team Bahrain-McLaren während der siebten Etappe. Im Kampf um das grüne Trikot forcierte das Team Bora-Hans Grohe das Tempo vom Start weg enorm. Dies führte dazu, dass das Feld in drei Teile zerbrach. Zunächst sah alles für die Fahrer in Rot, Papaya und Schwarz gut aus, befanden sie sich doch mit fünf Mann in der vordersten Gruppe. Aber im Finale stürzten Matej Mohoric und Pello Bilbao in einer Ortsduchfahrt, und kurz darauf bildeten sich Windstaffeln. Prompt wurde das Team Bahrain-McLaren auf dem falschen Fuß erwischt, und Mikel Landa verlor im Ziel 1:21 Minuten auf viele Mitbewerber um die Gesamtwertung. Immerhin zeigte sich das Team an den folgenden beiden Tagen in den Pyrenäen unbeeindruckt: Damiano Caruso und Pello Bilbao konnten lange an der Seite des Kapitäns bleiben.

Mikel Landa zeigte starke Leistungen am Berg: In der achten Etappe machten die Ausreißer den Tagessieg unter sich aus. Der Kampf der Klassementsfahrer entbrannte am Port de Balès und am Col de Peyresourde. Besonders am Peyresourde zeigte Landa eine starke Leistung, und mit Ausnahme von Tadej Pogacar hatte er alle Rivalen im Griff. Im Verlauf der zweiten Pyrenäenetappe wiederholte sich dieses Bild am Col de Marie Blanque als dem letzten Anstieg des Tages: Wieder war Pogacar der angriffigste Fahrer, und wieder konnte sich Mikel Landa ganz vorne behaupten. Weil der Baske in einer Favoriten-Gruppe mit Roglic, Pogacar und Bernal noch zum lange solo führenden Marc Hirschi aufschloss, war in Laruns gar der Etappensieg in Griffweite. Mit Rang 5 erzielte Landa sein bisher bestes Tagesresultat an der diesjährigen Tour de France, und in der Gesamtwertung verbesserte er sich vor dem ersten Ruhetag auf Rang 10. 

Ab morgen Montag ist das Team Bahrain-McLaren zudem bei der 55. Auflage des Etappenrennens Tirreno-Adriatico im Einsatz. Dieses Jahr stehen acht Etappen auf dem Kalender, wobei drei ideal für Sprinter sind, je zwei Etappen nach dem Geschmack der Kletterer und Finisseure sind und ein flaches Einzelzeitfahren den Abschluss bildet. Das Team Bahrain-McLaren schickt eine Auswahl von Fahrern an den Start, die in allen Etappen Chancen hat: In den Sprints können Phil Bauhaus und Ivan Garcia Cortina mit Hilfe von Heinrich Haussler mitmischen, an den steilen Rampen der Etappe um Loreto sind Dylan Teuns und Mark Padun im Element. Als designierte Kapitän wird sich der österreichische Kletterspezialist Hermann Pernsteiner auf die Königsetappe konzentrieren, und das Zeitfahren zum Abschluss bietet Jan Tratnik eine Chance, seine Qualitäten auszuspielen.