08.10.2021

Toni Ferreiros Top-Tipps fürs erste Enduro-Rennen

Der Einstieg in die Welt des Enduro-Rennsports kann einschüchternd sein. Mit den Tipps von MERIDA Profi und Weltklasse-Enduro-Racer Toni Ferreiro musst du dir am Renntag aber keine Sorgen machen.

Was ein Enduro-Rennen ist? Man kann es sich als eine Mischung aus reinem Downhill-Rennen und traditionellem Cross-Country-Rennen vorstellen. Es gibt mehrere gezeitete Downhill-Etappen, die durch ungezeitete Übergangsetappen verbunden sind. Das bedeutet, dass du die Nerven, das Können und die Kraft eines Downhillers mit der Fitness und Ausdauer eines Cross-Country-Racers kombinieren musst. Da die Racer ohne Unterstützung bzw. Support auskommen müssen, sind Autarkie und kluges Rennverhalten für ein gutes Ergebnis entscheidend. Probleme müssen selbstständig gelöst werden.

Toni hat jahrelang Erfahrung in der Enduro-World-Series-Szene gesammelt und viele nützliche Tipps und Tricks parat. Hier sind die besten:

„Vergewissere dich, dass deine Ausrüstung top in Schuss ist, damit du dich nur aufs Fahren konzentrieren kannst.“

Es gibt ein allgemeines Sprichwort im Rennsport: Um als Erster ins Ziel zu kommen, muss man zuerst ins Ziel kommen. Enduro-Rennen sind nicht nur für den Körper, sondern auch für dein Bike eine Herausforderung. Vergewissere dich deshalb vor dem Start, dass die Ausrüstung in optimalem Zustand ist. Es gibt nichts Schlimmeres als alte, verschlissene Komponenten, die währende des Rennens in die Knie gehen. Lass dein Bike von einem professionellen Mechaniker checken, wenn du dir selbst bei der Wartung nicht zu 100% sicher bist.

Toni empfiehlt außerdem, Reifen mit robusten, verstärkten Karkassen zu verwenden, um das Risiko von Reifenpannen zu minimieren. Das ist besonders wichtig, da die Linienwahl bei zunehmender Müdigkeit leidet und die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass man auf Dinge trifft, mit denen man nicht gerechnet hat.

Außerdem lohnt es sich, die wichtigste Ausrüstung dabei zu haben, um häufige Probleme zu beheben. Das absolute Minimum: Ein Multitool mit Kettennieter, einen Kettenschnellverschluss, ein Ersatzschlauch und/oder ein Tubeless-Reparaturset sowie eine Pumpe oder eine CO2-Kartusche.

„Entspann dich auf der ersten Etappe und geh die ersten 20 Sekunden ruhig an.“

Es ist leicht, bei einem Rennen über das Ziel hinauszuschießen bzw. übermotiviert zu sein. Wer von der Startlinie weg zu schnell losfährt, wird schon bei der ersten Pedalumdrehung Fehler machen. Das führt zu weiteren Unkonzentriertheiten und Fehlern.

Deshalb empfiehlt Toni, es am Start ruhig angehen zu lassen und erstmal seinen Flow zu finden. In den ersten 20 Sekunden gewinnt niemand ein Rennen, aber man kann sein Selbstvertrauen so weit beschädigen, dass man für den Rest des Tages nicht mehr klar denken kann. Geh es deshalb erst einmal ruhig an und erhöhe das Tempo, wenn du dich sicher fühlst.

„Iss alle 45 Minuten etwas, um Ermüdungserscheinungen, von denen du dich nicht mehr erholst, zu vermeiden.“

In der Aufregung eines Rennens vergisst man leicht zu essen und zu trinken. Wenn man müde und dehydriert ist, ist es schwer dieses Defizit wieder auszugleichen. Die regelmäßige Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme alle 45 Minuten ist eine sinnvolle Angewohnheit, auch wenn du keinen Durst oder Hunger verspürst. Es zahlt sich aus. Du wirst im Laufe des Rennens weniger Energie verlieren und insgesamt mehr leisten können. Vergiss nicht, dass Essen nicht nur deine Muskeln, sondern auch dein Gehirn mit Energie versorgt. Die Konzentration ist das erste Opfer von Ermüdung. Schlechte Entscheidungen und Fehler sind die Folge, lange bevor deine Muskeln nachlassen. Bleib satt, bleib fit!

„Nutze die Trainingszeit, um deine Grenzen auszuloten.“

Bei den meisten Enduro-Rennen gibt es Trainingszeit. Du kannst diese Zeit damit verbringen, dir Details der Etappen einzuprägen, was dir kaum gelingen wird, oder du kannst die Zeit nutzen, um deine Grenzen auszuloten − bevor du im Rennen Fehler machst. Durch einen Sturz verlierst du viel Zeit, durch kluges Fahren kannst du nur wenig Zeit gutmachen. Wenn du deine Grenzen auslotest und diese nicht überschreitest, wirst du dich am Renntag sicherer und wohler fühlen.

„Geh in den leichten, schnellen Passagen Risiken ein, nicht in den technischen.“

Natürlich birgt jedes Rennen gewisse Risiken. Zu wissen, wann man sie eingeht und wann nicht, unterscheidet die wirklich großen Racer von den Außenseitern. Man muss das Potenzial Zeit einzusparen abwägen und das Risiko entsprechend einschätzen. Eine „Heldenlinie“ durch einen unwegsamen und technischen Abschnitt kann ein oder zwei Sekunden einsparen, birgt aber ein hohes Sturz- und Verletzungsrisiko. Wenn du in technischem Gelände genug Energie sparst, um auf einem leichten Abschnitt kräftig in die Pedale zu treten, wirst du dich vielleicht nicht wie ein Held fühlen, aber eine Menge Zeit gutmachen − und darum geht es bei einem Rennen: Schnell den Berg hinunter zu kommen. Nicht um Coolness oder Style.