16.06.2025

Lenny Martinez gewinnt letzte Dauphiné-Etappe

Nach einer Durststrecke von über einem Monat konnte das Team Bahrain Victorious endlich wieder einen Sieg feiern - und wie: Lenny Martinez setzte sich in der letzten Etappe des Criterium du Dauphiné gegen seine Fluchtgefährten durch und gewann solo auf dem Plateau du Mont-Cenis.

Mit einem Einzelzeitfahren, vier hügeligen Etappen und dem brutal schweren Finale mit drei Bergankünften bot sich die 77. Austragung vom Critérium du Dauphiné als Vorbereitungsrennen im Hinblick auf die Tour de France an. Das Team Bahrain Victorious trat mit einer entsprechend starken Auswahl an: Als Kapitän für die Gesamtwertung war der 21-jährige Lenny Martinez vorgesehen. In den Bergen konnte er sich auf die Unterstützung von Santiago Buitrago, Jack Haig und Torstein Traeen verlassen. Für Sprintentscheidungen war Fred Wright mit von der Partie, und Kamil Gradek und Robert Stannard waren die Helfer für flachere Passagen. Mit den Rängen 2 und 8 schaffte Fred Wright es früh im Rennen zwei mal in die Top10 - und musste am Ende der 2. Etappe gar nur seinen ehemaligen Teamkollegen Jonathan Milan vor sich dulden.

Schon am vierten Tag verloren Lenny Martinez und Santiago Buitrago im Kampf gegen die Uhr mehr Zeit als erhofft. Prompt büßte Buitrago auch bei der ersten Bergankunft der Rundfahrt über zehn Minuten ein. Doch es kam noch härter, denn am brutal schweren, zweitletzten erwischte es auch Lenny Martinez: Der junge Franzose bekundete Mühe mit der Hitze und büßte am Ende 35 Minuten ein. Dafür gelang Martinez in der letzten Etappe der Sprung in die Ausreißergruppe des Tages. Diese harmonierte lange gut und wusste so die Gruppe mit den Favoriten für die Gesamtwertung auf Distanz zu halten. Die Entscheidung fiel an den Rampen des Col du Mont-Cenis, wo sich die stärksten Bergfahrer schon bald zeigten und von einst 15 Ausreißern bald nur noch ein halbes Dutzend übrig war.

Als mit Enric Mas einer der stärksten Kletterer angriff, zögerte Lenny Martinez keinen Moment und setzte dem Spanier nach. Letzterer machte zunächst einen stärkeren Eindruck, aber der junge Franzose vom Team Bahrain Victorious fuhr ein taktisches reifes Rennen, überraschte seinen Rivalen mit einem Antritt 8 Kilometer vor dem Ziel und fuhr zu einem Solosieg. „Was für ein Tag - gestern lief es mir überhaupt nicht, aber das Team machte klar, dass ich nicht aufgeben dürfe. Also habe ich mich durchgekämpft, und das hat sich heute ausbezahlt“, meinte Lenny Martinez im Siegerinterview. „Bisher war das für die Mannschaft keine wirklich gute Woche, aber der Sieg heute endet alles und gibt Zuversicht im Hinblick auf die Tour de France." In der Mannschaftswertung schaffte das Team Bahrain Victorious auf Rang 3 den Sprung aufs Podest.

Dies war bei den Rundfahrten zuvor zwar nicht gelungen. Aber bei der Tour of Slovenia zeigte der erst 19-jährige Jakob Omrzel sein ganzes Talent. Der Gastfahrer vom Development-Team schaffte in drei der fünf Etappen den Sprung in die Top10, gewann die Wertung des besten Jungfahrers und belegte im Gesamtklassement Rang 4. Auch Antonio Tiberi schien beim Giro d’Italia auf Kurs, um die Wertung des besten Jungfahrers wie im Vorjahr zu gewinnen und im Kampf um einen Top5-Platz in der Gesamtwertung mit zu mischen. Ein Sturz auf nassem Kopfsteinpflaster ließ diese Träume jedoch platzen. Tiberi konnte danach nicht mehr die volle Kraft auf die Pedalen bringen. Dafür sprang mit Damiano Caruso ein enorm erfahrener Athlet in die Lücke und beendete die erste, große Landesrundfahrt der Saison auf Rang 5.      

In der kommenden Woche steht das Team Bahrain Victorious an der Tour de Suisse im Einsatz - mit einem Aufgebot, das eher auf die Jagd nach einem Etappensieg als auf die Gesamtwertung ausgelegt ist. Außer Pello Bilbao sind Rainer Kepplinger, Matej Mohoric und Matthijs Paasschens sowie die jungen Nicolo Buratti, Finlay Pickering und Max van der Meulen mit von der Partie. Zu einem emotionalen Moment wir es am kommenden Donnerstag kommen, wenn die 5. Etappe in La Punt startet. Etwas über zwei Jahre nach dem tragischen Unfalltod von Gino Mäder wird am Albula ein Denkmal für den jungen Schweizer eingeweiht. Zu seinen Ehren wird das Team auch mit Helmen mit einem „Ride for Gino“-Spezialdesign antreten. Und damit den viel zu jung verstorbenen Teamkameraden ehren.    


77. CRITERIUM DU DAUPHINÉ
8. ETAPPE: VAL D’ARC - PLATEAU DU MONT-CENIS, 133.3KM

1. Lenny Martinez, FRA/TEAM BAHRAIN VICTORIOUS, in 3:34.18 Stunden
2. Jonas Vingegaard, DEN, + 0.34
3. Tadej Pogacar, SVN, sZ

2. ETAPPE: PRÉMILHAT - ISSOIRE, 204.6KM
1. Jonathan Milan, ITA, in 4:54.49 Stunden
2. Fred Wright, GBR/TEAM BAHRAIN VICTORIOUS, sZ
3. Mathieu van der Poel, NED, sZ


Fotos: Sprint Cycling Agency