03.10.2021

Sonny Colbrelli gewinnt Paris-Roubaix

Erstmals seit 20 Jahren wurde der Klassiker Paris-Roubaix wieder bei nassen Bedingungen ausgefahren. Nach einem unvergesslichen, unglaublich harten Rennen, bei dem das Team Bahrain Victorious immer weit vorne anzutreffen war, holte sich Sonny Colbrelli in einem Sprint dreier Fahrer seinen ersten Sieg in einem Monument des Radsports. Beim Etappenrennen Cro Race sicherte sich Stephen Williams zudem mit einem 2. Platz am Schlusstag den Gesamtsieg.

Als die Fahrer am Sonntagmorgen um 11:15 Uhr in Compiègne im Norden von Paris auf die über 257 Kilometer nach Roubaix geschickt wurden, fiel heftiger Regen. Daran sollte sich während der ersten drei bis vier Rennstunden nichts ändern, und dies sorgte für eine enorm anspruchsvolle Austragung des legendären Klassikers in der Hölle des Nordens. Manche der 31 Kopfsteinpflaster-Sektoren waren eher Schlammbäder als Wege. Mit Fred Wright und Marco Haller schafften zwei Fahrer vom Team Bahrain Victorious den Sprung in die erste, ernst zu nehmende Ausreißergruppe. Diese rund 30 Fahrer starke Gruppe zerfiel aber bald in verschiedene, kleinere Gruppen. Als mit Mathieu van der Poel einer der meistgenannten Favoriten 67 Kilometer vor dem Ziel ein erstes Mal voll angriff, war Sonny Colbrelli geistesgegenwärtig und schloss die Lücke schnell wieder.

Dagegen verlor mit Wout Van Aert ein weiterer Favorit in diesem Moment vorentscheidend den Anschluss. Zusammen mit van der Poel arbeitete sich Sonny Colbrelli Sektor für Sektor an verschiedenen Fahrern aus frühen Gruppen vorbei, bis sie 16 Kilometer vor dem Ziel mit Gianni Moscon auch noch den letzten Angreifer einkassierten. Der einzige Fahrer, der mit diesen beiden mithalten konnte, war der junge Belgier Florian Vermeersch. Diese drei legten die letzten 15 Kilometer zum Ziel zusammen zurück, wobei nur Vermeersch knapp drei Kilometer vor dem Ziel sein Glück im Angriff versuchte. Sonny Colbrelli ließ sich nicht überraschen, und im Sprint auf dem Velodrom von Roubaix setzte sich der Europameister sicher gegen seine beiden letzten Begleiter durch - und erfüllte sich mit dem Sieg bei diesem Monument des Radsports einen seiner Kindheitsträume. 

Nach dem Solo-Sieg in der Königsetappe vom Cro Race hatte Stephen Williams vom Team Bahrain Victorious einen Vorsprung von 17 Sekunden auf den Zweiten und 18 Sekunden auf den Dritten der Gesamtwertung. Die letzte Etappe mit Ziel in Zagreb war weitgehend flach, wobei in Zagreb selbst noch Anstiege auf Kopfsteinpflaster warteten. Dass acht Ausreißer lange den Gang der Dinge bestimmten, war ganz im Sinne der Fahrer in Rot und Schwarz, denn so gingen alle Bonifikationssekunden bei den Zwischensprints an die Fahrer in der Spitzengruppe. Diese wurde erst weniger als fünf Kilometer vor dem Ziel auf dem Rundkurs in den Straßen der kroatischen Hauptstadt Zagreb wieder eingeholt. Dieser Rundkurs war tückisch, wies er doch eine Unzahl an Richtungswechseln und Passagen auf Kopfsteinpflaster auf.

Auf den letzten fünf Kilometern musste Stephen Williams nochmals seine ganze Klasse zeigen: Die beiden Teams Uno-X und Jumbo Visma, die in der Gesamtwertung je einen Fahrer als nächste Verfolger von Williams hatten, setzten ein letztes Mal alles auf Angriff. Stephen Williams ließ sich aber nicht überraschen und schloss am einzigen Anstieg vom Rundkurs die Lücke zu Markus Hoelgaard und Tim van Dijke. Diese drei setzten sich leicht vom Feld ab und machten den Tagessieg unter sich aus. Um ein Haar hätte Stephen Williams auch noch die letzte Etappe gewonnen, aber Tim van Dijke war im Sprint einfach zu stark. Aber auch so war der Gesamtsieg unter Dach und Fach. Zudem konnte das Team Bahrain Victorious die Mannschaftswertung gewinnen, und Stephen Williams belegte im Punkte- wie im Bergklassement Rang 2.


118. PARIS - ROUBAIX: COMPIÈGNE - ROUBAIX, 257.7KM
1. Sonny Colbrelli, ITA/TEAM BAHRAIN VICTORIOUS, in 6:01.57 Stunden
2. Florian Vermeersch, BEL, sZ
3. Mathieu van der Poel, NED, sZ

7. CRO RACE: 6. ETAPPE, SAMOBOR - ZAGREB, 156.6KM
1. Tim van Dijke, NED, in 3:23.03 Stunden
2. Stephen Williams, GBR/TEAM BAHRAIN VICTORIOUS, sZ
3. Markus Hoelgaard, NOR, sZ

GESAMTWERTUNG:
1. Stephen Williams, GBR/TEAM BAHRAIN VICTORIOUS, in 25:45.17 Stunden 
2. Markus Hoelgaard, NOR, + 0.17
3. Nick van Dijke, NED, + 0.28

TEAMWERTUNG:
1. TEAM BAHRAIN VICTORIOUS, BHR, in 77:21.01 Stunden
2. Team Bike Exchange, AUS, + 1.15
3. Team Jumbo-Visma, NED, + 1.17